Der Rohbau für das medizinische Zentrum auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne ist fertig. Mehr als die Hälfte der insgesamt 6200 Quadratmeter ist bereits vermietet. Im März kommenden Jahres ziehen die ersten Ärzte ein.
VON MARKUS BALSER
EMMERICH | Die Entwicklung des ehemaligen Kasernengeländes schreitet schnell voran. Die „Räuberhöhle – den Kindergarten der Awo – gibt es schon lange, auch etliche Wohnhäuser, das Seniorenheim, eine Aldi-Filiale und einige Betriebe sind dort angesiedelt. Ein weiterer wichtiger Mosaikstein für das Areal nimmt jetzt ebenfalls sichtbar Formen an: Am Mittwochabend wurde das Richtfest für den fertiggestellten Rohbau des geplanten medizinischen Zentrums „Emmerich Vital“ gefeiert. Wie berichtet, soll dort künftig eine Vielzahl medizinischer Leistungen unter einem Dach angeboten werden.
Zusammen mit Bürgermeister Peter Hinze, den beteiligten Planungs- und Bauunternehmen sowie den ersten Mietern freute sich Matthias Wünsch von der Heyden, der Geschäftsführer des Bauherrn Phoenix Vital Gruppe GmbH aus Köln, über die Fertigstellung des Rohbaus. Sie habe zwar mit neun Monaten Bauzeit gut sechs Wochen länger als geplant gedauert, doch sei dies Corona und dem derzeit herrschenden Baustoffmangel geschuldet gewesen, so Wünsch von der Heyden, der besonders Bauleiter Stefan Spelthahn von der ausführenden Firma Hesemann dankte, dass sich die Verzögerungen durch gute Planung im Rahmen hielten.
Direkt gegenüber des „Zentrums für Betreuung und Pflege Emmerich“ wurde das vierstöckige, gut 100 Meter lange Gebäude errichtet und verfügt über rund 6200 Quadratmeter Mietflächen. Investitionsvolumen: 19 Millionen Euro. Das Besondere an den Bau: „Im Prinzip ist er wie ein Supermarkt geplant. Es gibt kaum Säulen oder tragende Wände. Dadurch können wir jederzeit sehr flexibel auf die Wünsche der Mieter reagieren“, erläuterte Wünsch von der Heyden.
Die ersten Ärzte sollen bereits im März kommenden Jahres einziehen. Der Vermietungsstand entwickelt sich gut. 52 Prozent der Flächen sind bereits an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht worden, weitere acht Prozent stehen kurz vor der Vertragsunterzeichnung. Bei zusätzlichen zehn Prozent laufen die Verhandlungen. „Letztendlich geht es darum, hier eine möglichst ganzheitliche medizinische Versorgung anzubieten“, so Wünsch von der Heyden. Für ihn ist neben den fachlichen Qualifikationen, vor allem die Bereitschaft der beteiligten Mediziner, Dienstleister und Anbieter zur Zusammenarbeit wichtig: „Hier soll ein ganzheitliches Konzept umgesetzt werden.“
Einer der neuen Mieter wird die Orthopädiepraxis Behn, Gruhn und Regel sein. Sie unterschrieb als erste den Mietvertrag. „Wir glauben an die Idee, dass das medizinische Zentrum die Versorgung der Patenten verbessert“, erklärte Dr. Roland Gruhn. Seine Praxis wird 370 Quadratmeter beziehen. Dazu kommen ein OP- und ein Röntgenbereich. Der kann auf Wunsch auch von anderen Ärzten genutzt werden. Auch andere Kooperationen stehen für Dr. Gruhn im Fokus: „Die Verzahnung mit dem Willibrord-Spital, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern und Ärzten soll bestehen bleiben“, erklärte er.
Die Physiotherapie Kopeo GmbH & Co. KG aus Frankfurt am Main wird ebenfalls zu den neuen Mietern am Kasernengelände gehören. Sie baut zum ersten Mal eine Praxis am Niederrhein auf. Rund 900 Quadratmeter stehen der Physiotherapie im ersten Obergeschoss zur Verfügung.
Aktuell wurde der letzte Mietvertrag mit der Urologie des MVZ Karl Leisner abgeschlossen. Einen Mietvertrag unterzeichnet haben mittlerweile neun verschiedene Professionen. Weitere werden dazu kommen. Im Erdgeschoss wird sich neben einer Apotheke auch ein Sanitätshaus und eine Gastronomie befinden.
Darüber hinaus kümmert sich ein Centermanagement um das sogenannte „Vital Stay“. Dabei handelt es sich um ein „Patientenhotel“ mit elf Zimmern, die für die Nachsorge nach ambulanten Behandlungen sowie für Angehörige und Besucher angemietet werden können.
Bürgermeister Peter Hinze freute sich: „Das ist ein Leuchtturmprojekt, das nicht nur gut für die lokale ärztliche Versorgung ist, sondern auch eine überregionale Bedeutung hat. Für eine Stadt von der Größe Emmerichs ist das nicht selbstverständlich. Man würde ein solches Projekt eher in größeren Städten vermuten“, sagte er.