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Eröffnung der Europa-RadBahn

Europa-RadBahn setzt neue Maßstäbe für klimafreundlichen Radverkehr in der Region

Dass Radfahren in mancherlei Hinsicht die bessere Alternative im alltäglichen Verkehr zur Arbeit, zur Schule und zum Studium oder Einkauf darstellt, ist längst allen klar. Radelnde Zeitgenossen tun etwas für Körper und Seele und jeder Kilometer, den das eigene Auto stehen bleibt, schont Klima und Umwelt sowie das eigene Portemonnaie. „Mit der Idee von einer grenzüberschreitenden schnellen und komfortablen Radverbindung von Kleve über Kranenburg bis ins niederländische Nijmegen wollten die Räte der Stadt Kleve und der Gemeinde Kranenburg vor allem umstiegswilligen Pendlern eine adäquate Trasse bieten“, erklärt Bürgermeister Günter Steins.

„Schnellläufer“ in Bestzeit

Gerademal zweieinhalb Jahre hat es von der Bewilligung der Fördermittel bis zur Eröffnung der Europa-Radbahn am 7. Juni 2019 gedauert. Planungs- und Bauzeit sind damit im Vergleich zu anderen Projekten auch beim Radwegebau bemerkenswert schnell über die Bühne gegangen. Dazu waren engste Absprachen zwischen allen Beteiligten notwendig. Erfolgreich war auch das Baukonzept: „Von beiden Endpunkten auf deutscher Seite haben zwei Tiefbauunternehmen auf einander zu gebaut – diese Planung hat letztendlich die eigentliche Bauzeit halbiert und sicherte so die Eröffnung pünktlich zur laufenden Radsaison“, freut sich Bürgermeisterin Sonja Northing.

Bund und Land übernehmen den Großteil der Finanzierung

Als einer der Gewinner des Wettbewerbs „Klimaschutz durch Radverkehr“, ausgeschrieben durch das damalige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, erhält das Projekt neben der Auszeichnung eine stattliche Förderung. Überzeugt hatten die Juroren des Wettbewerbs vor allem zwei Aspekte des regionalen Radprojektes: Zum einen die Idee, gerade der rasant wachsenden Zahl von elektrisch unterstützten Pedelecs aber auch konventionellen Rädern eine gut ausgebaute und durchgängige Route anzubieten. Dadurch wird der Umstieg auf das Rad befördert und somit ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Die Vorteile neuer Technologie können so auch tatsächlich genutzt werden. Der zweite Aspekt war die grenzüberschreitende Dimension der Trasse. Diese verbindet am Ende zwei Mittelzentren und Hochschulstandorte: die deutsche Kreisstadt Kleve und das niederländische Nijmegen.

Letztendlich überzeugten auch das Land NRW diese Argumente. Von den rund 6,5 Millionen Euro Gesamtkosten übernimmt der Bund 4,3 Millionen Euro (70 Prozent Förderquote). Weitere 921.000 Euro (15 Prozent Förderquote) stammen aus Mitteln des Ministeriums für Verkehr NRW. Die beiden beteiligten Kommunen Kranenburg und Kleve stemmen die restlichen rund 1,3 Millionen Euro.

Beste elf Kilometer RadBahn für alle (Rad-)Typen

Rund 11 Kilometer misst die neue Trasse auf deutscher Seite. 4,67 Kilometer liegen dabei auf Klever Stadtgebiet, 6,45 Kilometer führen durch die Gemeinde Kranenburg. Von Bedeutung ist aber auch noch ein anderes Maß: Mit mindestens drei Metern Breite bietet die Trasse genug Raum für äußerst komfortables Vorankommen – sicheres Überholen inbegriffen.

Auch der Belag auf der Strecke macht Spaß: Ebener Asphalt bedeckt den Radweg über die gesamte Länge und bietet optimale Bedingungen. Die Europa-RadBahn lädt letztendlich alle Typen von Radfahrern zur Nutzung ein. Genehmigt ist dabei alles was auch auf herkömmlichen Radwegen erlaubt ist. E-Pedelecs und E-Bikes mit einer höheren Unterstützungsleistung als bis zu 25 Stundenkilometer und andere motorisierte Gefährte dürfen allerdings nicht auf der Europa-RadBahn fahren – sie müssen die Straßen nutzen.

Optimiertes Licht und optimale Ampelschaltungen

Auch ansonsten gelten auf der Trasse die Bedingungen der Straßenverkehrsordnung. Rechtsfahren beispielsweise ist vorgeschrieben. Dass Verkehrsschilder und Ampeln zu beachten sind, versteht sich von selbst. Allerdings haben die Planer die Ampelschaltungen entlang der Strecke so konzipiert, dass ankommenden Radler früh erkannt werden und in der Regel grünes Licht haben, wenn sie die Lichtzeichenanlage erreichen. Bei einigen Querungen – etwa an der B9 – kann es noch zu kurzen Stopps kommen. Ansonsten geht es durchgängig weiter. Es gilt das Prinzip Vorrangigkeit des Radverkehrs vor dem motorisierten Individualverkehr.

In Teilen des Stadtgebiets von Kleve und an neuralgischen Punkten ist die Strecke abends und nachts beleuchtet. Auf eine durchgehende Beleuchtung wurde allerdings bewusst verzichtet. So soll dem Artenschutz Rechnung getragen werden. Artenschutz stand auch bei der Auswahl der verwendeten Leuchten im Vordergrund – sie sind blendfrei und vermeiden weitgehend den Anflug von Insekten und Fledermäusen.

Gute Aussichten über grüne Ränder hinweg

Entlang der Trasse gibt es einiges zu sehen. Einen Höhepunkt bildet dabei sicherlich die Sichtachse auf den Forstgarten in Kleve mit Blick auf die Wasserspiele und den Kupfernen Kopf. Aber auch an anderen Stellen lohnt es sich erhobenen Hauptes zu radeln und ab und an den Blick schweifen zu lassen.

Auch die Ränder der Strecke sind beachtenswert. Sie bieten heimischen Vögeln und Insekten Schutz und Nahrung. Bei der Bepflanzung wurden z. B. durchgängig regionale und krautreiche Mischungen verwendet. Auch da, wo Nutzflächen für Lagerung und Zufahrten eine höhere Bepflanzung verhindern, wurden schmetterlings- und wildbienenfreundliche Samenmischungen aus der Region benutzt.

Draisine im Parallelverkehr

Ab und an wird beim Blick in die Landschaft eine Draisine auf Schienen durch das Bild huschen: Die alte Bahntrasse, auf der jetzt die Europa-RadBahn fertig gestellt wurde, beherbergt auch die Schienen der Draisinen, die in der Saison ein beliebtes Freizeitvergnügen bieten. Der Betrieb der Draisinenbahn parallel zur Europa-Radbahn läuft auch nach Inbetriebnahme der Radstrecke uneingeschränkt weiter.

Die Planungen haben übrigens auch eine Wiederbelebung des Schienenverkehrs zwischen Kleve und den Niederlanden berücksichtigt. Der Bau der Europa-RadBahn beeinträchtigt solche Überlegungen in keiner Weise.

Fazit:
Eine radfreundliche Alternative mit regionalen Dimensionen

Mit ihren gut 11 Kilometern Länge bis ins niederländische Radwegenetz, einer Breite von drei Metern, glatten Asphalt und allen anderen Vorzügen bildet die Europa-RadBahn eine wirklich attraktives Angebot zum Umstieg vom Auto auf das Rad. Dabei sind es gerade die angepassten Dimensionen, die dieses Projekt zum Vorbild für weitere Radverbindungen machen.